Meine Erfahrungen auf dem Jakobsweg und in Lourdes..
Mit dem 3. Testament unter dem Arm ging die Reise los, zuerst nach Castrojeriz, ca. in der Mitte des französischen Pilgerwegs. Zumeist waren die Wandernden sportlich bis hochsportlich ambitioniert. So richtig konnte man die spirituelle Selbstfindung nicht erkennen. Es wurde auch nach Mitfahrgelegenheit gesucht. Das 3. Testament entzündete bei jungen Dänen in Bierlaune. Diese waren offen, gesellig und einer der jungen Männer kannte es in Dänisch. Das war auch für mich neu.... lediglich die 12 Bände waren noch nicht übersetzt aus dem Spanischen. Der Vater ist Pfarrer und somit aber offen der weitreichenden Erkenntnis aus der Neuen Schrift. Ein Obdachloser gesellte sich zu unserer fröhlichen Runde, den wir in unsere Gruppe aufnahmen, mit einem Bier versorgten. Daraufhin spielte er glücklich das Lied mit der Mundharmonika "Spiel mir das Lied vom Tod", formvollendet. Die Schrift spricht doch aber vom ewigen Leben! Am Ende wurde er noch liebevoll in die Arme genommen und Tränen in seinen Augen waren sein Danke, für ein armes Leben, wunderbare und lebendige Augenblicke dazu zu gehören, in einer Gesellschaft die spaltet und abgrenzt. Es war das Schönste was wir im schenken durften. Noch etwas Geld für sein Leben, denn er war weiter auf Wanderschaft. Ein Schwede, der seine Zeit auf dem Jakobsweg verbringt. Dies waren spirituelle Momente der Liebe, so soll es sein. So führt Gott zu!In Pamplona waren bei meiner Ankunft gerade die Stierkämpfe mit der Jagd durch die enge Gasse und zum Abschlachten in die große Arena, die aussah, wie das Kolloseum in Rom. So stellt man sich vor, wurden damals Menschen grausam den Löwen vorgeworfen oder zum Tode vollstreckt. Getarnt als das Fest El Femin, der 800 Jahre nach Christus als Märtyrer enthauptet wurde, war die komplette Stadt in weißer Kleidung und rotem Halstuch gekleidet, außer die Polizei und ich.
Nachdem ich die Gasse entlang ging, wo die Stiere sieben Tage lang, morgends um 8.00 Uhr zu 6 Bullen durchgetrieben wurde, konnte man noch mittags den Angstschweiß der Tiere riechen. Ich war vor der Stierkampfarena und musste mir, über 10 Stunden langes Abschlachten der wehrlosen Tiere in deutsch, erst einmal Luft machen. Jeden morgen konnte man im Fernsehen in der Bar diese Szenerie verfolgen. An dem Samstag, an dem ich ankam, waren bis dahin 2 Männer schwer verletzt im Krankenhaus. Ein Dritter wurde am Sonntag früh in die Höhe geschleudert. Ich frage mich nur, was können Mütter denken, dass ihre Kinder schwer verletzt für ein Spektakel im Krankenhaus liegen, das eine Kultur darstellt, über die scheinbar keiner nachdenkt. Denn die Masse rennt einfach mit, es ist wie im wahren Leben, wo anhalten Not tut!
Dann führte mich die Reise nach Lourdes in Frankreich. Dem Wallfahrtsort für Maria in der Grotte.
Nachdem ich durch Strassen zahlreicher Boutiquen, Restaurants und Souvenirläden geschlendert bin, wunderte ich mich über den Kauftrubel, der auch vor Nonnen und Pfarrern nicht halt machte. Fand dann am Ende der Verkaufsgassen den Eingangsbereich und suchte dann länger die Grotte. Als ich durchging, war ich so irritiert und von den Buden zuvor verwirrt, dass ich das heilige Gefühl nicht fand. Würde Jesus Christus einmal wieder erscheinen, würde er wie damals vor dem Tempel in Jerusalem, die Tische mit dem Tand umwerfen und sagen "ihr entehrt hier den Heiligen Ort". Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt?! Sind wir heute genau da wieder, wo wir damals waren?!
Ich wurde eben reichlich desillusioniert, denn die Wahrheit sieht oft anders aus als sie ist, zumindest wenn man den tieferen Sinn sucht. In der Oberfläche scheint ja alles in Ordnung zu sein...